#StartupHacks

Wettbewerbe und Fördergelder gewinnen

Im Verlauf der letzten Jahre durfte ich als Coach viele Firmen begleiten. Manchmal ist das Ziel der Zusammenarbeit, Fördergelder oder Wettbewerbe zu gewinnen, und immer wieder mal gelingt das auch. 

Was braucht es eigentlich, wenn Du als Startupper:in ein Preisgeld, Fördergeld oder Wettbewerb gewinnen willst? Natürlich gelten die üblichen Hinweise über das Pitchen und Präsentieren und den Aufbau der Präsis – dazu findest Du tonnenweise Material im Netz und ich empfehle, insbesondere auch Videos von Siegerpitches anzuschauen.

Bei Sieger:innen spielen drei Faktoren zusammen: (1) das Vorhaben, (2) das Team, (3) die Show am Anlass.

Das Vorhaben: Sympathisch und ambitioniert.

  • Sympathisch meint, dass das Vorhaben darauf hinzielt, der Gesellschaft oder Teilen davon einen Nutzen zu bringen, der von der Jury oder auch allgemein positiv belegt ist. Beispiele: Absatzmöglichkeiten für lokale Betriebe verbessern (⇒kommerzieller Nutzen), Belastung von Mitarbeitenden unter Stress reduzieren (⇒Nutzen für Menschen), neue Sichtweisen auf Bestehendes aufzeigen (⇒kultureller Nutzen).

    Hebe in deiner Präsi hervor, welchen Nutzen – der für die durchführende Organisation relevant ist – du den Menschen bringst. Versuche, den Nutzen in Zahlen auszudrücken, damit die Jury das einordnen kann.
  • Ambitioniert meint, dass das Vorhaben nicht einfach umzusetzen ist – es braucht dazu spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, welche nicht allgemein verfügbar sind, und es braucht erhebliche (aber nicht unmöglich hohe) Anstrengungen und Ressourcen, um das Vorhaben zu realisieren.

    Zeige in der Präsi, dass das Ziel erreichbar ist und wie du das machst. Mache den Weg nachvollziehbar und erlebbar, aber nicht trivial: Es braucht Anstrengung, aber Ihr schafft das.

Das Team: Fähigkeit, Wille und Möglichkeit.

  • Fähigkeit: Das Team, so wie es sich präsentiert, hat die notwendigen Kompetenzen bezüglich Ausbildung und Erfahrung. Wenn noch Kompetenzen fehlen, dann muss klar sein, welche das sind und sie sie gefunden und eingebunden werden. Idealerweise haben Teammitglieder bereits früher ähnlich ambitionierte Vorhaben realisiert.

    Zeige, dass Ihr das könnt. Ihr habt alle Fähigkeiten (oder den Weg dazu) im unmittelbaren Zugriff.
  • Wille: Das Team will das Vorhaben umsetzen und will die dazu notwendige Arbeit leisten; die Teammitglieder haben den notwendigen Ehrgeiz.

    Zeige, dass Ihr das wollt. Es ist Eure persönliche Ambition, das Ziel des Projektes umzusetzen.
  • Möglichkeit: Die Teammitglieder sind in einer Situation, welche die Umsetzung des Vorhabens ermöglicht. Beispielsweise: Keine allzu hohen Fixkosten und es steht ausreichend Zeit zur Verfügung.

    Zeige, dass Ihr als Personen vorbereitet seid, den Weg zu gehen. Ihr braucht die Fördermittel oder das Preisgeld nicht unbedingt dazu, aber es würde helfen.

Die Show am Anlass: Fokussiert, stimmig, authentisch.

  • Fokussiert: Die Präsentierenden reduzieren die vielen Aspekte des Projektes auf diejenigen, die aus Sicht der Jury am wichtigsten sind (nicht zuletzt darum lohnt es sich, vorab die Jury genau zu studieren). Die Präsentation blendet nicht und verwirrt nicht, sondern ist auf die Kernbotschaften reduziert. Sie hält sich an die (meist vorgegebene oder branchenübliche) Struktur.

    Zeige, dass die Jury, wenn sie Dich zum Sieger / zur Siegerin wählt, die Ziele der geldgebenden Organisation optimal erreicht. Zeige, dass du so oder so dein Ziel erreichen wirst; wenn die Jury dich wählt, kann sie dabei sein.
  • Schlicht und stimmig: Das Design und Layout passt zum Thema. Das Design ist so knapp und klar, dass alle Aufmerksamkeit auf die Inhalte geht. Die Inhalte der Seiten beantworten die Frage, welche der Titel stellt. Bild und Text passen zusammen. Der Sprachstil passt dazu. Die gesamte Präsentation dreht sich um drei Fragen: Warum ist dieses Vorhaben wichtig? Wie wird das Team das Vorhaben umsetzen? Warum soll die Jury dieses Vorhaben unterstützen?

    Lass‘ alles weg, was verwirren könnte oder Fragen aufwerfen könnte, die du nicht beantworten kannst oder willst. Die Fragen können natürlich trotzdem kommen und du musst vorbereitet sein, aber du musst die Fragen ja nicht provozieren.

  • Authentisch: Zeige, wer du bist; versuche nicht, jemand anders zu sein. Zeige dich aber auch von deiner guten Seite. Wenn du nervös bist, ist das kein Problem – sei einfach gut vorbereitet. Du kannst das.

    Die Leute wollen dich mögen – gib‘ ihnen eine Chance, dies zu tun.

Umsetzung

Natürlich stimmen nicht immer alle der oben genannten Bedingungen. Das ist auch nicht zwingend notwendig. Ein paar konkrete Beispiele, wo es dann trotzdem klappte:

  • Bei einem Anlass hat das Siegerteam vor lauter Nervosität seinen Text vergessen – bezüglich der Show natürlich nicht optimal. Der Inhalt des Projektes und die Teamzusammensetzung waren trotzdem so gut, so dass die Jury diesem Team den Preis gab – alles andere wäre schwierig zu argumentieren gewesen.

  • Bei einem anderen Siegervorhaben war der Nutzen eher schwierig zu argumentieren – aber das Team passt hervorragend, die Visuals (Seiten der Präsentation etc.) waren sensationell und die Show war sehr gut.

  • Bei den dritten Gewinnern war die Show ganz okay, aber der Nutzen des Vorhabens und das Team ausgezeichnet.

Gib der Jury keinen Grund, „Nein“ zu sagen. Fokussiere auf das, was für die Jury wichtig ist, und lass‘ alles weg, was sie von einem „Ja“ abhalten könnte.

Wahrscheinlich arbeitest du als Startupper:in mit Coaches, die schon sehr viele Präsis gesehen haben. Nutze ihre Erfahrung. Schau‘ dir Videos von Siegerpräsentationen an und überlege dir, warum die gewonnen haben.

Und: Übe, übe, übe. Präsis erstellen (wer ist das Publikum? Was wollen die hören? Was würde sie vom „Ja“ abhalten?) und Präsis halten.

Zu meiner Person: Als Start-up Coach bin ich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit den Bedürfnissen von Unternehmensgründerinnen und -gründern vertraut. In der Blogserie «Start-up-Hacks», gebe ich mein Wissen über die faszinierende Start-up-Welt in leicht verdaulichen Häppchen weiter.