#StartupHacks

Mehr Frauen im Unternehmertum!

Sind weibliche Entrepeneure benachteiligt gegenüber ihren männlichen Pendants?

Die Frage war für mich lange kein Thema: Ich war und bin fest davon überzeugt, dass Frauen, wenn sie unternehmerisch tätig sind, erfolgreicher sind als Männer. Und zwar, weil sie – meines Erachtens – Risiken sorgfältiger abwägen als Männer und mit Unerwartetem besser umgehen können. Zum Beispiel die Studie [Abouzahr 2018] unterstützt diese Annahme (Literaturverzeichnis am Ende dieses Posts).

Allerdings habe ich mir es damit etwas zu einfach gemacht.

Neulich wurde ich auf das Paper [Kricheli-Katz 2016] aufmerksam (H/T Mike Schwede, der das gepostet hat). Dabei wurde verglichen, zu welchem Preis Personen, die anhand ihres Names klar als Frau oder als Mann identifizierbar waren, identische (!) Artikel auf ebay verkaufen konnten.

Durchs Band zeigte sich, dass Personen mit einem Namen, der auf eine Frau schliessen liess, einen um 20% tieferen Verkaufspreis erzielten.

Die Preise auf ebay werden durch ein reines Bieterverfahren ermittelt; das Resultat kann also nicht durch die fehlende Verhandlungsbereitschaft oder -kompetenz der Frauen erklärt werden.

Das heisst also: Frauen haben sogar auf einem absolut anonymen Markt bei identischen Produkten einen systematischen Nachteil, der sich nicht durch ihr Verhalten erklären lässt.

Als Mensch, der stark an Selbstwirksamkeit und an Gleichheit glaubt, hatte ich dieses Resultat überhaupt nicht erwartet und es irritiert und erschreckt mich. Doch die Daten sind klar und eindeutig, sie sind konsistent mit vielen anderen Datenpunkten in der Startup-Welt und sie haben ein Frauen, mit denen ich dazu gesprochen hatte, überhaupt nicht überrascht: Das Resultat ist stimmig zu dem, was sie jeden Tag erleben.

Es gibt einen Gender-Bias, und er zieht sich durch. Und ich kann nicht mal ausschliessen, dass ich ihm nicht selbst unterworfen bin.

Was tun?

Eliane Albrecht, mit-Initiatorin der Female Founder Map, hat mich auf diverse Initiativen zum Thema aufmerksam gemacht. Und ausgelöst durch ein Gespräch mit Esther-Mirjam de Boer sehe ich nun vier Handlungsansätze:

  1. Am einfachsten, aber nicht nachhaltig: Frauen Instrumente in die Hand geben, um dem Gender Bias zu entgehen. Pitch Trainings, Verhandlungstechniken, spezifische Verhaltensweisen in bestimmten Situationen. Das Paper [Balachandra 2019] zeigt, dass diese Massnahme greift – aber sie trägt nicht dazu bei, den Gender Bias abzubauen. Die erwähnte ebay-Studie zeigt zudem, dass das Verhandlungsresultat nicht nur vom Verhalten abhängt. Frauen zu trainieren, sich wie Männer zu verhalten, ist also eine kurzfristige, nicht nachhaltige und nur teilweise wirksame Lösung.

  2. Sensibilisieren durch Information: Männer und Frauen auf der Investoren- und Förderseite auf die Thematik aufmerksam machen. Dies ist wohl der einzige Weg, wie man das Problem nachhaltig vom Tisch bringt. Ich habe mir darum vorgenommen, auch immer wieder mal zum Thema zu bloggen / zu posten.

  3. Sensibilisieren durch Storytelling: Aus einer persönlichen Perspektive erzählen, warum ich denke, dass wir hier ein systematisches Problem haben und darüber berichten, wie ich damit umgehe. Was auch in einem ersten Schritt mit diesem Blog-Beitrag geschieht.

  4. Unternehmerische Lösungsansätze entwickeln: Unternehmertum bedeutet letztlich, systematische Marktungleichgewichte zu erkennen und sie auf profitable Art zu reduzieren. Wir wissen nun, dass Frauen bessere Unternehmerinnen sind, aber auf dem Startup-Markt benachteiligt sind. Wie können wir diese Benachteiligungen auf unternehmerische Art abbauen?

Zu meiner Person: Als Start-up Coach bin ich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit den Bedürfnissen von Unternehmensgründerinnen und -gründern vertraut. In der Blogserie «Start-up-Hacks», gebe ich mein Wissen über die faszinierende Start-up-Welt in leicht verdaulichen Häppchen weiter. 


Literatur:


Dall-E Visualisierung